
Schule ohne Stress - Lernen mit Erfolg
Die Bildungskrise in Deutschland konfrontiert uns zunehmend mit dem Thema ‚Kindlicher Stress‘ und der Gefährdung der psychischen Gesundheit unserer Kinder.
Doch es gibt eine Chance, die Bildungskrise in Deutschland zu überwinden. Wenn es uns gelingt, den schulischen Stress zu reduzieren hat dies u. a. zur Folge, dass
- die Leistungsergebnisse aller Schüler verbessert,
- das Miteinander innerhalb der Schulfamilie sich konstruktiver und vertrauensvoller gestaltet,
- die Arbeitsbelastung bei Lehrkräften reduziert wird und
- ein Nährboden für Innovation und Zukunftsfähigkeit unseres Schulsystems entsteht.
Für den BEV gehören erfolgreiches Lernen und die Reduzierung schulischen Stresses zusammen. Die psychischen Belastungen in der Schule werden unserer Ansicht nach im derzeitigen Bildungsdiskurs deutlich zu wenig beachtet.
Der Bayerische Elternverband sieht Veränderungen, die lernschädliche Stressursachen im Unterricht vermeiden und die Lernmotivation fördern, als entscheidende Faktoren an, wenn wir darüber diskutieren, wie Kinder und Jugendliche psychisch gesünder und resilienter werden können.
Um der weit verbreiteten Leistungsangst und den meisten sozialen Konflikten erfolgreich zu begegnen, sehen wir zwei Maßnahmenfelder als wesentlich an:
Gehirngerechte Lernmethoden fördern sowie
Mental Health im Unterrichtsalltag verankern
Das bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen legt in Art. 1 fest, Schulen sollen Wissen und Können vermitteln sowie Geist und Körper, Herz und Charakter bilden. Lernen bezieht sich demnach nicht nur auf Wissen, sondern auch auf die Persönlichkeit.
Diesem Gedanken folgen unsere Forderungen nach Lernen ohne negativen Stress.
Hierzu fordern wir:
- Unterricht sollte zu einem dynamischen und gemeinsamen Entdeckungs- und Trainingsprozess werden.
- In jedem Schulfach sollten Arbeitsort, Körperhaltung und Bewegung gezielt eingesetzt werden.
- Wir fordern, die motivierende Kraft der Selbstwirksamkeit und die Effizienz von Aktivierung aller Schüler ins Zentrum zu setzen und als strategisches Ziel zu proklamieren. Die innere Lernmotivation muss gezielt gesteigert werden. Intrinsische Lernmotivation und wirksame Lernvorgänge müssen in allen Fächern und Altersstufen erzielt werden.
- Die Lehrkräfteausbildung muss neurowissenschaftliches und kognitionspsychologisches Grundverständnis vermitteln. Auch die Lehrpläne müssen dahingegen überarbeitet werden, dass Schüler verstehen, wie sie mehr Lernleistung erzielen können und was menschliches Denken und Kreativität von künstlicher Intelligenz unterscheidet.
- Lehrkräfte sollten beständig Lernende und Entdeckende werden.
- Schulen sollten Lehrmittel und Unterrichtsausstattungen selbständiger als bisher auswählen und anschaffen können.
- Schulgebäude müssen in moderne, anregende Lernräume umgestaltet werden und schulisches Lernen muss verstärkt außerschulisch und in der Natur stattfinden können.
- Formative Testverfahren, die in den Lernprozess integriert und wenig notenrelevant sind, sollten selbstverständlicher Teil des Unterrichtsablaufs werden. Digitale Tools bieten hier neue Chancen.
- Häusliches Üben und Vertiefen sollte durch integrierte, individualisierte und aktivierende Aufgabenstellung Selbstwirksamkeit ermöglichen.
- Eine positive Fehlerkultur im Unterricht muss viel stärker gefördert werden als bisher. Aufgabenstellungen müssen Lern- und Arbeitsprozesse fokussieren und keine Ergebnisse.
Kompetenzorientierte Prüfungsformate als Schlüsselelement einer positiven Fehlerkultur sollten bevorzugt und stärker gewichtet werden. Parallel dazu müssen Lehrkräfte mehr Freiheit zur Ausgestaltung einer produktiven Feedback-Kultur nach dem Stand der Wissenschaft erhalten.
Zentrale Kompetenzmessungen sollten in jeder Jahrgangsstufe eingeführt werden. Letztendlich plädieren wir für eine Streichung der unangekündigten kleinen Leistungsnachweise aus dem Bayerischen Schulgesetz mitunter, um für formative, d.h. den Lernprozess beobachtende und unterstützende, Verfahren Ressourcen zu schaffen.
Entspannungs- und Achtsamkeitstrainings sollten Teil des Schulalltags werden. Wir brauchen dafür mehr zeitliche Ressourcen für die Beziehungsarbeit zwischen Lehrern und Schülern in allen Fächern und Schulstunden.
Detaillierte Erläuterungen und wissenschaftliche Beiträge zum Thema finden Sie im Anhang.
Projekt: Besseres Lernen im FutureLab
Das BEV-Sachgebiet "Nachhaltige Bildung" beschäftigt sich nicht nur theoretisch mit dem Thema "Besseres Lernen". Praktisch erprobt werden die neuesten Erkenntnisse der Kognitions- und Neurowissenschaften im Arbeitsmodell der FutureLabs, das Oliver Kunkel aus dem Corona-Projekt "Draußenschule" entwickelt hat.
Mehr darüber erfahren Sie hier auf unserer Projektseite "RealLabor - Future Lab".