Offener Brief: Lehrer aus anderen Bundesländern abwerben – Ihre Ankündigung zur Schulpolitik in Kloster Banz

Erstellt von Martin Löwe | | Information

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

Sie wollen, dass Bayerns Schulen besser mit Lehrkräften versorgt werden. – Das wollen auch wir.

Sie wollen diese Lehrkräfte aus anderen Bundesländern nach Bayern locken, indem Sie besondere Anreize bieten. – Das wollen wir nicht. Denn auch in den anderen Bundesländern herrscht diesbezüglich Mangel.

Für die Bildung anderer Bundesländer hatten Sie bisher kaum mehr als Geringschätzung übrig. Angesichts dessen sollten Sie sich schämen, nun, in der Not, im einst naseberümpften bayerischen "Ausland" nach Lehrkräften zu angeln.

Sie glauben aber, mit Hinweis auf die hohen Beiträge Bayerns zum Länderfinanzausgleich gewissermaßen ein Recht darauf zu haben. Dafür schämen wir bayerischen Eltern uns an Ihrer Stelle.

Bayern hat jahrzehntelang Mittel aus dem Länderfinanzausgleich bezogen und es nur mit solidarischer Hilfe aus dem Norden geschafft, vom armen Agrarland zum reichen Industriestandort zu werden. Erschöpft sich Ihre Solidarität mit dem nun ärmeren Norden wirklich darin, zähneknirschend weiter "zu viel" zu bezahlen?

Der Bildungserfolg von Kindern ist vom Geldbeutel der Eltern abhängig. Soll er nun auch noch von dem des Bundeslandes abhängen?


Außerdem mogeln Sie beim Gehalt. A13 für alle haben Sie zwar versprochen, bis jetzt ist davon jedoch noch nichts in Sicht. Um Unterrichten in Bayern sexy zu machen, werden Sie jetzt sofort tiefer in die Tasche greifen müssen.


Innerhalb Bayerns begrüßen wir durchaus Ihre klug ersonnenen Lockmittel, wie etwa Hilfe beim Umzug. Setzen Sie diese ein, um die Verteilung von Lehrkräften innerhalb des Freistaats dem Bedarf anzupassen. Wer in den teuren Teil Bayerns ziehen soll, dem wird überdies die Entscheidung mit einem Mietzuschuss und einem kostenlosen Nahverkehrsticket leichter fallen.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Löwe, Landesvorsitzender