Konzept für Schüler mit Rechenschwäche bzw. Dyskalkulie einführen
Für eine erfolgreiche Schullaufbahn von Schülern mit Dyskalkulie fehlen Konzepte, angefangen beim Erkennen der Rechenschwäche bis hin zu einem individuellen Unterricht mit individueller Beurteilung. Dieser Mangel stigmatisiert die betroffenen Schüler und macht sie zu Außenseitern. Ihre Begabungen können sich nicht entwickeln, solange die Rechenschwäche ihre Bildungslaufbahn bremst. Mangels Nachteilsausgleichs können sie in vielen Fällen keine ihnen gemäßen Schulabschlüsse erreichen. Für Betroffene und ihre Familien ist es zudem eine enorme Belastung, alle Hilfen, auch die für die Schule, organisieren zu müssen.
Der Bayerische Landtag möge beschließen:
Für Schüler mit Dyskalkulie bzw. Rechenschwäche wird eingeführt bzw. bereitgestellt:
- Fortbildung des KiTa-Personals mit dem Ziel, Teilleistungsstörungen früh zu erkennen und früh helfen zu können
- Individualisierter Schulunterricht nach einem individuellen Lernplan
- Zeitweiliges oder vollständiges Aussetzen der Mathematiknote und statt dessen individuelle Bewertung des Lernfortschritts, ohne die Versetzung damit zu gefährden
- Unterrichtsmaterial für am Individuum orientiertes Lernen
- Individuelle Kompensationsmittel (z. B. Multiplikationstabellen, Taschenrechner, Formelsammlungen, Tabellen, Mindmaps) in allen Lern- und Prüfungssituationen und Unterweisung in der Handhabung bereits in der Lernphase
- Individueller Nachteilsausgleich bei Prüfungen (z. B. Zeitzuschlag, Strukturieren oder Verkürzen der Aufgaben)
- Die Möglichkeit zum nachträglichen Ablegen oder Wiederholen aller Abschlussprüfungen im Fach Mathematik
- Regelmäßige runde Tische aller an der Förderung Beteiligten mit den Erziehungsberechtigten
- Vernetzung von außerschulischer Therapie und Schule – anstelle von additivem Nebeneinander – unter Berücksichtigung der Empfehlungen der Kinder- und Jugendpsychiater, Verantwortung der Schulleitung für das Qualitätsmanagement
- Begleitung und Beratung durch den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst an Grund- und Mittelschulen sowie durch Schulpsychologen und Schulsozialarbeitern an weiterführenden Schulen
- Unterstützung der Eltern durch Schulsozialarbeiter als Casemanager, z. B. bei Anträgen auf Therapien und in der häuslichen Situation
- Dokumentation des Entwicklungs- und Förderprozesses unter Einbindung der Familien, damit bereits geleistete Arbeit nicht verloren geht
- Fachkundige Begleitung von Auszubildenden und Ausbildungsbetrieben, um Lösungen zu finden, wie Schüler trotz Dyskalkulie im Beruf zurecht kommen können
- Aufnahme von Betroffenen an Hochschulen in geeignete Studiengänge und Tutorat
- Verankerung von Dyskalkulie in der Ausbildung aller Lehrkräfte, deren Fächer davon betroffen sein können
- Regelmäßige Fortbildung, insbesondere für Schulleitungen, um das Schulpersonal unterstützen zu können
- Entwicklung von Förderkonzepten, Begleitforschung und ständige Weiterentwicklung
Bayerischer Elternverband e. V.
Martin Löwe, Landesvorsitzender