Bayerischer Elternverband fordert: Jetzt die Weichen für ein besseres Bildungssystem stellen und die Probleme endlich anpacken!

Erstellt von Martin Löwe | | Information

„Wir schaffen Chancen durch Bildung für alle“ titelt das Regierungsprogramm der CSU. „Beste Bildung für Bayern“ versprechen die Freien Wähler. Im Wahlkampf aber war das Thema Bildung kaum präsent. Dabei ist es nicht nur ein originär bayerisches, sondern neben dem Klimawandel wohl das entscheidende Thema für unsere Zukunft.

Der langjährige Abwärtstrend bei den Bildungsergebnissen, der Lehrkräftemangel und der bevorstehende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 zwingen zum entschlossenen und schnellen Handeln. Deshalb fordert Martin Löwe, der Landesvorsitzende des Bayerischen Elternverbands (BEV): „Es darf nicht bei den wohlklingenden Slogans aus dem Wahlkampf bleiben, der Koalitionsvertrag muss Bildung jetzt als Gesamtkonzept von der Krippe bis zur Uni ins Zentrum rücken, die Handlungsfelder klar benennen und Lösungswege aufzeigen. Ein ‚Weiter so‘ der Flickschusterei darf es nicht geben!“

Ein aus Sicht des BEV wichtiges Handlungsfeld ist, Lernen so zu gestalten, dass die natürliche Neugier und das Lernen-Wollen der Kinder gefördert wird. Damit würde Bildung effizient. Derzeit selektiert das Bildungssystem anhand defizitorientierter Kriterien und produziert so einen bundesweiten jährlichen „Ausschuss“ von 47.000 Menschen ohne Schulabschluss. Das frühe Aufteilen auf weiterführende Schularten nach der vierten Klasse anhand eines Zehntelkomma-Notenschnitts und der damit verbundene Druck auf die Kinder fördern Versagensängste, psychische Probleme und Resignation. Der BEV fordert daher, jedem Kind die Zeit zum Lernen zuzugestehen, die es braucht, die Abschaffung des „Grundschulabiturs“ und ein längeres gemeinsames und damit nachhaltiges Lernen.

Immerwährend zeigen Studien und Bildungstests, dass Bildungserfolg in Bayern von sozialen Faktoren abhängt. Meist hängt vom Geldbeutel des Elternhauses ab, ob das Kind außerhalb der Schule die notwendige Unterstützung bekommt, die ihm in der Schule versagt wird. Dennoch ist ein wirkliches Bemühen der Staatsregierung um Beseitigung der Chancenungleichheit nicht erkennbar. Der BEV fordert daher den Ausbau der frühkindlichen und innerschulischen Unterstützungssysteme durch multiprofessionelle Teams.

Die Maßnahmen der Staatsregierung wie auch der KMK gegen den Lehrkräfte- und Erziehermangel tragen in Summa nicht dazu bei, diese Berufe attraktiver zu machen und somit die Ursachen zu beseitigen. Das Arbeitsumfeld bleibt weiterhin unattraktiv, und echte Wertschätzung lässt sich nicht ausschließlich am Geld festmachen. Der BEV fordert eine Reform der Lehrkräfteausbildung mit höherem Pädagogik- und Praxisanteil von Anfang an, um Lehrkräfte gut auf ihren Berufsalltag vorzubereiten, das Entschlacken der Lehrpläne und ein Entlasten der Lehrkräfte von nichtpädagogischen Aufgaben, damit die Beziehung zwischen Kind und Lehrkraft und deren pädagogische Eigenverantwortung wieder in den Mittelpunkt gestellt werden kann. Nicht zuletzt muss durch passgenaue Schulbauten bzw. deren Sanierung der Attraktivität der Arbeitsstelle Schule für Lehrende und Lernende entsprochen werden.

Die Fortschritte in der Digitalisierung fokussieren sich meist auf die bloße Technik. Ob all die digitale Technik sinnvoll und möglichst gewinnbringend für Lernende und Lehrende in den Unterricht integriert wird, wird kaum überprüft. Pädagogen werden als Systembetreuer eingesetzt, angesichts des Lehrermangels ein Unding. Der BEV fordert, pädagogische Ziele verbindlich festzulegen, um die Potentiale der Digitalisierung, z. B. Individualisierung des Lernens, Befähigung zu selbstständigem Handeln und kooperativem Arbeiten, zur Geltung zu bringen. Die Kommunikation zwischen Lehrenden, Lernenden und Eltern muss auch durch digitale Medien gestärkt werden. Medien- und Digitalkompetenzen müssen herstellerneutral vermittelt und unsere Kinder zu einem digital selbstbestimmten Leben befähigt werden. Bei der Beschaffung von Schülerendgeräten muss Lernmittelfreiheit gelten.

„Ich verstehe, dass in Wahlkampfzeiten Politikern der Mut zu großen Veränderungen fehlt. Jetzt aber ist die Zeit gekommen, eine echte Kehrtwende in der Bildung herbeizuführen. Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Vertreter von Lehrenden, Lernenden und Eltern stehen bereit, um gemeinsam mit den politischen Entscheidern eine Vision eines ganzheitlichen Bildungssystems umzusetzen“, resümiert Löwe.

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Der Bayerische Elternverband steht allen Eltern in Bayern offen. Er ist gemeinnützig und an keine Konfession, politische Partei oder Schulart gebunden.

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Martin Löwe
Landesvorsitzender
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