Bayerischer Elternverband kritisiert späten Zeitpunkt des Notfallplans für die Schulen - Arbeitsbedingungen wenig attraktiv

Erstellt von Henrike Paede | | Information

Das Schreiben des Kultusministeriums "Ausblick auf das Schuljahr 2022/23“ vom 27. Juli 2022 kann man getrost als Notfallplan für das kommende Schuljahr bezeichnen. Es sorgt für immer mehr Unruhe unter den Eltern bayerischer Schulkinder. Fertige Pläne für das kommende Schuljahr müssen über den Haufen geworfen, bereits weitgehend feststehende Klassen wieder neu gebildet werden. Es drohen Stundenstreichungen, was bei Fächern wie Kunst, Musik und Sport besonders schmerzt. Letztere halten Eltern für unverzichtbar in Sachen Persönlichkeitsbildung und für am besten geeignet, die psychosozialen Spätfolgen der Lockdownzeit abzufangen.

"Immerhin stehen Mittel zur Verfügung, um Kräfte aller Art und externe Angebote an die Schulen zu holen", so Martin Löwe, Landesvorsitzender des BEV. Allerdings sei der Zeitpunkt für neue Verträge mit Kulturschaffenden, Musikschulen und Sportvereinen zum neuen Schuljahr nun sehr spät, viele sind bis Jahresende bereits ausgebucht. Der BEV kritisiert daher vor allem den späten Zeitpunkt des oben genannten Schreibens. "Spätestens ab Mitte März konnten sowohl die Staatsregierung als auch die Bezirksregierungen mit einem großen Zustrom aus der Ukraine rechnen. Hätten sich die Verantwortlichen früher auf die Veränderungen eingestellt, könnte man jetzt der Schulfamilie Chaos, Aufregung und Enttäuschung sparen", so Löwe.

Dass das verfügbare Geld nur schleppend eingesetzt werden könne, weil man keine geeigneten Kräfte finde, hält der BEV ebenfalls nicht für gottgegeben. "Wer so in Not ist, muss sich sexy machen", so Löwe. "Dass nach wie vor Kräfte an Schulen nur 11-Monatsverträge bekommen, ist ein Skandal. Ein Arbeitgeber, der derart schlechte Bedingungen schafft, braucht sich nicht wundern, wenn sich der Zustrom in Grenzen hält." Eine Beschäftigung an einer Schule müsse, vor allem angesichts der derzeitigen Belastungen, attraktiver werden. Alles andere käme den Staat später deutlich teurer zu stehen.

Statt Stundenkürzungen bevorzugt der BEV die Beibehaltung der in der Coronazeit eingeführten priorisierten Lehrpläne. Außerdem müssten Lehrkräfte und Schulleitungen von Verwaltungs- und Dokumentationsarbeiten befreit werden. Jeder Handgriff, den nicht zwingend ein Pädagoge machen muss, ist in andere Hände zu legen. Hierfür eignen sich viele Berufsgruppen, etwa aus Verwaltung oder kaufmännischen Berufen.

Löwe schließt: "Niemand erwartet in Notzeiten perfekte Lösungen. Dass auch Eltern und Kinder ihren Beitrag leisten müssen, versteht sich von selbst. Wir als BEV werden weiter für Solidarität und - kritische - Akzeptanz werben. Die bisherige Kommunikation des Kultusministers quasi hinter vorgehaltener Hand erschwert uns dies. Insgesamt vermissen wir das öffentliche, deutliche und ehrliche Bekenntnis zum bestehenden Problem."


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Der Bayerische Elternverband steht allen Eltern in Bayern offen. Er ist gemeinnützig und an keine Konfession, politische Partei oder Schulart gebunden.

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